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AVIVA-BERLIN.de im Mai 2024 - Beitrag vom 27.06.2012


(N)Onliner Atlas 2012 - Geringe Wachstumsraten bei der Internetnutzung
Dana Strohscheer

Erstmals seit zwölf Jahren liegt die OnlinerInnen- Zuwachsrate in Deutschland unter einem Prozent. Obwohl der Frauenanteil bei der Altersgruppe der über Fünfzigjährigen überdurchschnittlich ...




... stieg, herrscht bei den "Best Agern" immer noch die digitale Spaltung der Geschlechter.

Die zwölfte Ausgabe des (N)ONLINER Atlas bietet einen ausführlichen Blick auf die derzeitigen Rahmenbedingungen der digitalen Gesellschaft in Deutschland. Die jährlich durchgeführten Befragungen untersuchen Veränderungen und Tendenzen der Internetnutzung bundesweit.

Im Auftrag der Initiative D21 führte TNS Infratest im Zeitraum März bis Mitte Juni diesen Jahres über 30.000 Interviews. Gefragt wurde nach Kriterien wie Alter, Geschlecht, Einkommen, Bildungsstand oder Beschäftigung. Ebenfalls verglichen wurde regional auf der Ebene von Bundesländern, Städten und Ortsgrößen.

Inzwischen sind deutschlandweit 75,6 Prozent online, was einer Größenordnung von 53,2 Millionen Personen über 14 Jahren entspricht. Allerdings liegt erstmals seit zwölf Jahren die Zuwachsrate der InternetnutzerInnen bei nur 0,9 Prozent.
Insgesamt 24,4 Prozent der Bevölkerung nutzen das Internet noch nicht. Gaben 2011 noch 3,3 Prozent an, das Internet innerhalb der nächsten 12 Monate nutzen zu wollen, sind es 2012 nur noch 3,1 Prozent.

Erstmals haben Frauen bei der Online-Nutzung die 70-Prozent-Hürde überschritten und damit ein stärkeres Wachstum beim OnlinerInnen-Anteil. In der Altersgruppe der 14-49 Jährigen haben sich die Geschlechter weiter angenähert: Hier nutzen 94,2 Prozent der Männer das Internet und 91,9 Prozent der Frauen. Auch die Differenz zwischen den InternetnutzerInnen allgemein bei den Männern (81,0 Prozent, 2011: 80,7 Prozent) und den Frauen (70,5 Prozent, 2011: 68,9 Prozent) verringert sich weiter, wobei aber immer noch deutliche Unterschiede zu erkennen sind.

Besonders die Gruppe der Frauen ab 50 Jahren konnte in diesem Jahr deutlich aufholen. Lagen sie 2011 noch bei 43,6 Prozent, sind dieses Jahr 46,9 Prozent der weiblichen "Best Ager" im Internet unterwegs, eine überdurchschnittliche Steigerung um 3,3 Prozentpunkte. Allerdings zeigen die Ergebnisse auch, dass über die Hälfte der Frauen ab 50 Jahren immer noch nicht online sind. Mit einer Differenz von über 16 Prozentpunkten zwischen Frauen und Männern in dieser Altersgruppe gibt es noch immer einen deutlichen digitalen Unterschied.

Nur jedeR Zweite in Geringverdienerhaushalten (Nettoeinkommen unter 1.000 Euro monatlich) verfügt über einen Internetzugang, während Haushalte mit einem Nettoeinkommen von über 3.000 Euro zu 97,3 Prozent einen Online-Zugang haben.

Ähnlich verhält es sich mit der Aufschlüsselung nach Bildungsstand: Nur 60,6 Prozent der Personen mit Hauptschul- oder Volksschulabschluss sind online. Hier gibt es im Vergleich zum Vorjahr kaum eine Veränderung - da waren es 60,5 Prozent. Im Gegensatz dazu verfügen 90,7 Prozent der Befragten über einen Internetzugang, die ein Studium abgeschlossen haben.

Ein zunehmend wichtiger Aspekt ist die Internetnutzung über Mobilfunkzugänge wie Surf-Sticks oder UMTS-Karten, die weiter auf dem Vormarsch sind. 5,1 Prozent der Befragten gehen zuhause hauptsächlich über Mobilfunk online. Im Vorjahr waren dies noch 2,9 Prozent. Robert A. Wieland, Vize-Präsident der Initiative D21 und Geschäftsführer von TNS Infratest: "Neue Endgeräte und fallende Preise verändern zunehmend unsere Internetnutzung. Viele Online-Aktivitäten zuhause finden nicht mehr wie früher am stationären PC statt, sondern auf mobilen Endgeräten auf dem Sofa oder in der Küche."

Nachdem in den Vorjahren Bremen das Bundesländerranking angeführt hat, setzen sich in diesem Jahr die Stadtstaaten Hamburg (80,0 Prozent InternetnutzerInnen) und Berlin (79,8 Prozent) an die Spitze.
Wie bereits in den Vorjahren zeigt sich, dass in den neuen Bundesländern sowie im Saarland die Anzahl der InternetnutzerInnen vergleichsweise gering ist. Trotz eines Zuwachses von 3,1 Prozentpunkten ist Sachsen-Anhalt mit 67,3 Prozent noch immer das Schlusslicht. Mit 67,4 Prozent OnlinerInnen nimmt das Saarland unter den alten Bundesländern weiterhin den letzten Platz ein (insgesamt Platz 15).

Fazit.

Gerade Frauen im Alter 50+ haben das Internet noch nicht für sich entdeckt. Die Gründe hierfür sind vielfältig. So mag bei einigen die Angst vor dem "bösen" Internet überwiegen oder Technikfeindlichkeit eine Rolle spielen. Viel zu oft verlassen sie sich wohl noch auf PartnerInnen oder Kinder, wenn es ums Surfen oder Informationsbeschaffung geht. Eines der Hauptanliegen muss es daher sein, das Internet als Ort des Wissenserwerbs und sozialen Austausch auch gerade bei ihnen zu fördern.
Deutlich wird auch, dass Frauen mit niedrigem Einkommen zu einem Großteil das World Wide Web nicht in ihrem Alltag integriert haben. Auch hier müssen gezielte Angebote geschaffen werden, um die Schere zwischen NiedriglohnempfängerInnen und gut situierten Haushalten nicht weiter auseinander gehen zu lassen. Denn Informationen und Kontakte müssen nicht nur allen zugänglich sein, sondern Wissensvorsprung in der digitalisierten Welt bedeutet auch Wettbewerbsvorteil - den alle Frauen nutzen sollten.

Weitere Informationen

Den aktuellen "(N)ONLINER Atlas 2012 - Basiszahlen für Deutschland" und zusätzliche Informationen stehen online zur Verfügung unter:
www.nonliner-atlas.de

Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:

N-Onliner Atlas 2009 - Internetnutzung entwickelt sich weiter

Sonderstudie der Initiative D21 - Die digitale Gesellschaft in Deutschland - Sechs NutzerInnentypen im Vergleich

(Quelle: (N)Onliner Atlas 2012)


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Beitrag vom 27.06.2012

AVIVA-Redaktion